Träumen – Tag 16/40 – 06.03.2021

Stellen Sie sich vor, da begegnen sich zwei. Sie schauen einander an und wissen in genau diesem Moment, der oder die ist es. Der Mensch von dem ich immer geträumt habe. Damals als ich mir meine Zukunft ausmalte, genauso sollte er sein. Und dann nähert man sich an, lernt sich kennen und die Gedanken verfestigen sich, die Gefühle wachsen, mit diesem Menschen möchte ich mein Leben teilen… Das Leben teilen, einander lieben, ein ganzes Leben, dem anderen vertrauen, sich ihm anvertrauen und alles gemeinsam tun. So heißt es über die ideale Liebe bei Paulus:

„Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht,

die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,

sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das ihre,

sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,

sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit,

sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.

Die Liebe hört niemals auf.“ Korinther 13.1-8a

Und dann bereitet man sich vor auf das große Versprechen…

So oder so ähnlich wird es auch mit Maria und Josef gewesen sein. Sie hatten sich füreinander entschieden, vielleicht auf Anraten der Eltern, andere Zeiten andere Sitten. Und sie verabschieden sich am Abend mit den Worten: Schlaf gut und träum was Schönes. Und dann geschieht die Geschichte, die Sie alle kennen und in jeder Adventszeit hören:

„Siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden. Das ist aber alles geschehen, auf dass erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Jes 7,14): »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: Gott mit uns. Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Und er erkannte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.“ Lukas 1,20-24

Eine verrückte Geschichte, eine Geschichte, die uns sagen will, dass in dieser Geburt etwas ganz Besonderes geschah. Dass Gott seinen Sohn so in die Welt sandte. Ob ich das glauben kann und will oder gar muss ist gar nicht die Frage. Wichtig war den Erzählern, dass bei Gott alles möglich ist, selbst das Unmögliche… In der Folge der Geschichte ist Maria berühmt geworden, wird bis heute besonders in der katholischen Kirche hoch verehrt.

Mich hat immer ein wenig geärgert wie die Glaubensgeschichte Josef aus den Augen verliert. Wie groß ist sein Handeln, seine Entscheidung dem Traum zu folgen, dem Engel zu glauben und sich auf seinen Gott zu verlassen. Er bleibt bei seiner Frau, er zieht mit ihr das Kind auf, begleitet es auf seinem Weg und verliert es am Kreuz.

Ein Erzählung über einen besonderen Menschen, einen, der groß war und das ganz unscheinbar. Auch wenn die Geschichte wohl nur der Versuch war, die Herkunft Jesus nachzuvollziehen, dann hat sich mich doch eines gelehrt genau hinzuschauen, auf den, den nur wenige sehen. Genesis 32, 23ff

Das bleibt für mich eine Grundaufgabe, die zu sehen, die keiner sieht…

Hören Sie „Arietta“ von Edvard Grieg, gespielt von Marc Jaquet am Flügel in der Lutherkirche.

Ihre Pfarrerin Ulrike Veermann

Foto: Uwe Janser

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