Staunen – Tag 10/40 – 27.02.2021

Am Morgen danach. Das Licht kommt hervor. Die Luft riecht noch ganz frisch, die Wiese im Garten blitzt und funkelt, überall sind die Überreste des reinigenden Gewitters vom Vorabend zu sehn. Besonders staune ich dann immer über die Regentropfen, die noch übrig sind, und sich mit aller Kraft am Grashalm halten, bis sie in der aufsteigenden Sonne verdunsten, nur um wieder hinaufzusteigen in den Kreislauf unseres Lebens, Wolken zu bilden, die neuen Regen bringen, die Erde blühen und die Saat gedeihen zu lassen. Wenn Sie ganz genau hinschauen, dann sehen Sie diese Zukunft in jedem einzelnen Tropfen auf dem Bild. Dann können Sie nur staunen wie wunderbar alles gedacht ist.

Manchmal aber, ja manchmal, da sind es zu viele Tropfen, da stürmt es, da gewinnen die Tropfen eine unendliche Kraft, da können sie vernichtend sein, alles um sie herum zerstörend, auch das lässt mich staunen und Respekt bekommen vor der Natur in die wir gestellt sind.

Wie dankbar können wir sein, dass die Natur uns als ihren Teil versteht und uns meistens leben lässt – vielleicht sollten wir uns öfter und bewusster daran erinnern, dass sie das gleiche Recht auf Überleben hat.

Hat nicht schon das erste Buch der Bibel genau das versucht auszudrücken, mit der fantastischen Geschichte, die erzählt, dass Gott alles genauso gewollt hat und zu jedem einzelnen Geschöpf der Natur gesagt hat: „Siehe, es war sehr gut?“ (Genesis 1). Auch zu uns, aber eben nicht nur…

Also sollte Ihnen mal wieder ein einzelner Regentropfen begegnen, halten Sie einen Moment still und staunen Sie.

Hören Sie „Gymnopedie“ von Erik Satie – eingespielt von Marc Jaquet an der Orgel und Heiner Wiberny am Saxophon in der Antoniterkirche in Köln.

Ihre Pfarrerin Ulrike Veermann

Foto: Uwe Janser

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