In der vergangenen Woche hat das Wort „Staunen“ uns begleitet im Nachdenken in einer Passionszeit „MIT“. Heute nun, am 2. Sonntag, steht das Bild unseres Küsters über meinen Gedanken. Es drückt auf wunderbare Weise aus, was es heißt staunen zu können.
Einen Moment inne halten, sich konzentrieren und nur ein Tier, eine Sache, ein Ding, einen Menschen ganz genau anschauen und wirklich sehen. Wie viel Schönheit kann in diesem einzelnen Augenblick liegen.
Ein Symbol für diese Schönheit, für diesen einen besonderen Moment, der den Mund aufstehen lässt, ist gerade solch ein Schmetterling. Gestern war er noch eine unscheinbare Raupe, jetzt hat er seinen alten Körper abgestreift und herausgekommen ist dieses schillernde Wesen, durchscheinend zart und doch ein Zeichen für Schönheit, Eleganz und für ein Immerweiter… Aus dem Alten ins Neue zu gehen, dabei das Alte nicht zu vergessen und doch das Neue zu begrüßen und zu leben. Welch schönes Versprechen liegt in dieser Art zu leben, die einen Schmetterling in die Luft steigen lässt und dann von Blüte zu Blüte fliegen.
In einem Psalm heißt es: „Gott behüte deinen Eingang und Ausgang von nun an bis in Ewigkeit.“ Oft werden diese Worte zum Abschied am Grab gesagt, gedacht waren sie eigentlich für den Aufbruch zu einer Reise, sollten den Reisenden auf dem Weg in eine andere Welt, eine neue Zukunft, in ein anderes Land begleiten.
Da stiegen sie auf ihre Kamele und Esel und machten sich auf in unbekannte Ferne, und Gott sollte und wollte sie beschützen, Gott sollte „der Schatten über meiner rechten Hand sein, dass mich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. Mich behüten vor allem Übel, meine Seele behüten und meinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!“ (Psalm 121)
Mit diesem Versprechen kann ich auch heute noch in mein Leben gehen, in mein Morgen und gespannt sein auf das, was da noch kommen mag, gewiss, dass mein Leben begleitet sein wird…
Und wenn ich dann heute Abend in mein Bett gehe, dann kann ich dieses Bild mit hinein nehmen in meine Fantasie, in meine Träume und über all das staunen, was mir im Traum möglich ist…
Und vielleicht mich auch daran erinnern, was François de La Rochefoucauld (1613 – 1680), gesagt hat:
„Der Mensch sollte sich über nichts mehr wundern als darüber, dass er sich noch wundern kann.“
Und dann auch noch dankbar sein!
Hören Sie „Somewhere over the rainbow“ gespielt von Marc Jaquet am Flügel in der Lutherkirche.
Ihre Pfarrerin Ulrike Veermann
Zeichnung: Reinhard Knur