Offenheit – Tag 1/40 – 17.02.2021

Ich erinnere mich daran, wie ich über dem Wasserfall in Schaffhausen stand (Foto von Uwe Janser), beeindruckt von den Wassermassen, die schon hier erahnen lassen, was einmal aus diesem Anfang werden wird. Wie er sich sprudeln, teilend, brausend, ausbreitend, fließend, gleitend auf den Weg macht in das große Wasser, sein Ziel, die See.

Ich musste an diesen Eindruck denken, als ich mir überlegte, wie ich in diesem Jahr mit der Passionszeit umgehen kann. Leicht gesagt: „Wir machen einen Passionskalender.“

Wie – für jeden Tag einen Gedanken finden, der meinen Weg beschreiben kann, meinen Umgang mit der „Fastenzeit“ wie unsere Schwesterkirche sagt oder der Passionszeit, wie wir selber sagen?

Bin ich bereit zu verzichten, muss ich verzichten, um mich zu konzentrieren? Muss ich in der Nachfolge Christi ins Leid hineingehen bis zum Karfreitag? In die stille Zeit, weil jeder Ton, jedes Lachen mich ablenken könnte?

Nein, mein Glaube sagt mir, ich kann mich auch in dieser Zeit konzentrieren, auf das Leben schauen, lebendig sein, dankbar sein und meine Augenblicke finden, in denen das Leben auch im hier und jetzt strahlen kann, vielleicht manchmal auch noch nur aufblitzen. Aber es gibt diese Momente und ich darf sie sehen, suchen, teilen.

Weil ich weiß, dass nach den letzten Wochen im Leben Jesu, nach seinem Tod, ein neuer Anfang stand, so wie wir TheologInnen gerne sagen, dadurch dem Tod seine endgültige Macht genommen wurde, ein für alle mal, muss ich nicht in der Trauer und im Mitleid verharren, nein ich darf wissen, wohin der Weg geht.

So, wie ich den Rhein in der Nordsee ankommen sehe, so kann ich mich im Neuanfang sehen. Kann im hier und jetzt im Diesseits jenseitig leben wie Dietrich Bonhoeffer sagt.

Lassen Sie uns gemeinsam jeden Tag einen Moment teilen, gerade eben deshalb, weil Jesus den Weg gegangen ist, den uns die Schrift beschreibt und weil es ein „danach“ gegeben hat, das uns bis heute leben lässt.

Hören Sie „River flows in You“ von Yiruma, gespielt von Marc Jaquet am Flügel in der Lutherkirche.

Ihre Pfarrerin Ulrike Veermann

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