„Nachdem Mose, der Knecht des Herrn, gestorben war, sprach der Herr zu Josua, dem Sohn Nuns, Moses Diener: Mein Knecht Mose ist gestorben; so mach dich nun auf und zieh über den Jordan, du und dies ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Israeliten, gebe. Jede Stätte, auf die eure Fußsohlen treten werden, habe ich euch gegeben, wie ich Mose zugesagt habe. Von der Wüste bis zum Libanon und von dem großen Strom Euphrat bis an das große Meer gegen Sonnenuntergang, das ganze Land der Hetiter, soll euer Gebiet sein. … Habe ich dir nicht geboten: Sei getrost und unverzagt? Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.“ Josua 1.1-4.9
Ein Text, der einen Wandel beschreibt. Da hatte Mose sein Volk durch die Wüste geführt. Jetzt aber, als das neue Land, das versprochene Land schon zu sehen ist, stirbt Mose und Gott übergibt Josua die Leitung. Er soll die Israeliten führen auf den Wegen in ein neues Leben. Wie mag er sich gefühlt haben? Eine Verantwortung, die schwer auf seinen Schultern lag. Wird Gott sein Navigator sein oder wird er selbst entscheiden müssen, welchen Weg er gehen wird, welcher der richtige sein wird, der gerade Weg, der Umweg, die Sackgasse? Soll es schnell und direkt gehen oder brauchen seine Menschen Umwege, um sich zu gewöhnen, um das Neue zu entdecken, zu verstehen, zu dem eigenen zu machen?
Als ich das heutige Bild von Reinhard Knur sah, fühlte ich mich genau an diese Augenblicke im Leben erinnert, in denen es gilt, eine Entscheidung zu treffen, im Kleinen und im Großen. Wohin führt mich mein Weg, wer steht mir zur Seite? Wer ist die Stimme, die mir sagt: In 200 Metern bitte links abbiegen…
Wir sehen den Suchenden geraden Schritts auf eine Kreuzung zusteuern. Keiner da, den er fragen könnte. Die Bibel würde sagen, nein, verlass Dich darauf, dass ich bei Dir bin, immer. Aber was bedeutet das in meinem Alltag? Worauf kann ich mich verlassen? Was kann mich tragen, weiterführen, Irrwege verlassen lassen…?
Ehrlich gesagt, oft waren es in meinem Leben die Umwege, die Serpentinen neben der geraden Straße, die mich weiter gebracht haben. Vielleicht ist ja Gottes Weg mit mir eben nicht gerade. Eines aber ist sicher, er ist da am Anfang und er erwartet mich am Ende meines Weges mit seinem Segen, so wie er ihn schon Josua zugesagt hat: der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.
Hören Sie „En prière“ von Gabriel Fauré, gespielt von Erik Nestler am Saxophon und Yeain Lee am Flügel der Lutherkirche.
Ihre Pfarrerin Ulrike Veermann
Zeichnung: Reinhard Knur