Energie – Tag 20/40 – 11.03.2021

Manchmal, da ist alles zu viel. Manchmal, da scheint alles unmöglich. Manchmal, da fällt es schwer das Morgen zu sehen. Gestern war solch ein Tag, alles lief anders als geplant und dann kam noch ein Brief, der mich ärgerte… Ich ging ganz angespannt durch den Tag und dann funktionierte auch noch mein AB nicht, also schnell ein Telefonat gemacht und um Hilfe gebeten. Die Hilfe kam, der AB funktionierte, der Tag wurde heller und in einem neuen Gespräch zum Thema, was muss man als Pfarrerin eigentlich alles können, da kam nach einer Auflistung der Themen durch mich die Nachfrage, und wie halten Sie das mit dem Glauben?

Ich stockte ein wenig, versuchte einen Überbrückungssatz zu finden, um Zeit zu haben, um nachzudenken und dann, dann sagte ich: Wenn ich ehrlich bin, dann muss ich den Glauben für möglich halten, dann muss ich an die Möglichkeit glauben, dass es einen Gott gibt und hoffen, dass er es gut mit mir meint und dass er mich zurückholt, wenn dieser Glaube einmal auch in mir schwächer wird. Die Rückfrage war: Darf also eine Pfarrerin auch zweifeln? Ja, eine Pfarrerin muss sogar zweifeln, denn nur dann ist das Ringen um den Glauben echt, nur dann kann ich Zweifel und Unsicherheit anderer verstehen und ernstnehmen.

Ein Gleichnis aus dem Lukasevangelium hilft mir dabei, wenn ich unsicher bin. Da heißt es:

„Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Stärke uns den Glauben! Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Reiß dich aus und verpflanze dich ins Meer!, und er würde euch gehorsam sein.“ Lukas 17,5-7

Warum einen Maulbeerbau ins Meer pflanzen? Also nicht so wichtig der Glaube? Nein, diese Macht hat der Glaube, weil er Hoffnung beinhaltet, weil er Gewissheit schenken kann, weil er an die Hand nimmt und weil er immer wieder Geschenk ist, Geschenk eines zugewandten Gottes, der mir Raum zu Leben schenkt, der mir Weite gibt um wegzulaufen und der immer noch da ist, auch wenn ich mal wieder ausgerissen bin.

Wie der Psalmist so schön sagt:

„Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“ Psalm 139.9f

Hören Sie „Andantino“ von Niels Wilhelm Gade, gespielt von Michael Neuhalfen an der Klarinette und Berthold Wicke am Flügel der Lutherkirche.

Ihre Pfarrerin Ulrike Veermann

Foto: Uwe Janser

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