Energie – Sonntag, 14.03.2021

Heute ist der Sonntag Lätare. Da heißt es: „Freuet Euch.“ Jesaja 66.10

Dieser Sonntag ist eine Unterbrechung in der Passionszeit. Nach Kirchenrecht ist es erlaubt das Gloria zu singen, das an den anderen Sonntagen ausfällt, weil der Jubel nicht zu passen scheint, in schweren Zeiten.

Aber lassen Sie uns kurz darüber nachdenken.

In den letzten Wochen habe ich versucht in meinen Gedanken immer auch diese besonderen Momente herauszufinden, die uns aus dem Leiden, dem Mitleiden herausholen können, die uns offen sein lassen für Neues, die uns staunen lassen über das, was die Welt neben meiner Wahrnehmung noch zu bieten hat, die uns träumen lassen von einer Möglichkeit herauszugehen ins Leben, die uns Kraft geben um an Morgen zu denken.

Und dann sind es manchmal eben die kleinen Dinge, die unsere Traurigkeit unterbrechen; der grüne Papagei, der in meiner Birke sitzt, der unerwartete Anruf eines Freundes, die Katze, die versucht eine Taube durch die Fensterscheibe zu fangen oder ein Bild unsers Küsters, das die Geschichte des Elia – das unsere eigene Geschichte – wunderbar wiedergibt.

Elia fehlte die Kraft, er war ängstlich, sein Leben war wie versteinert, er lag am Boden und wusste nicht weiter. Haben Sie schon einmal versucht einen Stein zu zerbrechen? Nicht möglich ohne Hilfe, zu viel Energie steckt in dieser Masse und selbst wenn die Erde bebt, bleiben die Steine, kleiner zwar, aber sie bleiben. Und Gott war nicht im Beben, sagt Elia. Und dann kam ein vernichtendes Feuer. Erinnern Sie sich noch an den Beginn des letzten Jahres, vor Corona? Die wochenlangen Waldbrände in Australien, diese vernichtende Energie, diese kaum zu bändigende Kraft? Und Gott war nicht im Feuer. Und dann der Sturm, in diesen Tagen gab es wieder Sturmwarnungen, Bäume werden entwurzelt, die Wellen der Meere steigen an und überrollen alles. Und Gott war nicht im Sturm. Und dann, ja dann kam das leise Säuseln, das nach dem Beben, nach dem Feuer, nach dem Sturm da ist und Elia Richtung gibt, ihn in der Höhe umfängt und er spürt hier ist Gott. Und er kann losgehen, die Steine wegräumen, die Wälder wieder aufforsten, die Straßen vom Wasser befreien und alles neu machen, denn Gott gibt ihm die Kraft.

Während ich das schreibe, merke ich, dass ich selbst oft genauer hinschauen muss, wenn Gott säuselt, vielleicht wäre ich dann oft viel mutiger, viel fröhlicher, viel stärker, vielleicht könnten wir alle ein Segen für andere sein.

Wir können das.

Hören Sie „Belle Histoire“ von Gilles Martin, gespielt von Michael Neuhalfen an der Klarinette und Berthold Wicke am Flügel in der Lutherkirche.

Ihre Pfarrerin Ulrike Veermann

Zeichnung: Reinhard Knur

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