4/13 – Sonntag, 08.08.2021 – „You are so beautiful to me!“

„Ein einzelner Mensch kann auf einer großen Orgel ein ganzes Orchester ersetzen.“

Felix Mendelssohn Bartholdys Sonaten fanden großen Anklang und wurden zunächst in England aufgeführt, fanden aber auch in anderen europäischen Ländern Bewunderer, da sie neben London gleichzeitig bei Maurice Schlesinger (Paris), Ricordi (Mailand) und Breitkopf & Härtel (Leipzig) veröffentlicht wurden. Robert Schumann würdigte in einem Brief vom 22. Oktober 1845 an Mendelssohn „überall das Vorwärtsstreben […] diese ächt poetischen neuen Formen, wie sie sich in jeder Sonate zum vollkommenen Bild runden“.

Das Opus wurde schnell als ein Meisterwerk anerkannt. Man attestierte ihm, dass es der Orgel neue Impulse verleihe und das reiche historische Erbe des Instruments neu aufleben lasse.

Mit den neuen technischen Mitteln der Orgelsonaten führte Mendelssohn nach Martin Weyer die Orgelmusik aus einem „Stadium völligen Verfalls“ heraus und legte den Grundstein für die Überwindung zu der seit der Frühklassik klaffenden Distanz zu den anderen musikalischen Gattungen. Victor Lukas betont den Weg der Orgelmusik Mendelssohns als „belächelte Relikte aus einer orgelfeindlichen Zeit“ hin zu richtungsweisenden „Zwischenglieder(n) zwischen Barock und Romantik“.

Gerade heute am 10. Sonntag nach Trintiatis, dem sogenannten Israelsonntag, berührt der 1. Satz, der 1. Sonate, gespielt von Marc Jaquet, besonders. Es darf nicht vergessen werden, dass der Antisemitismus der vergangenen Jahrhunderte auch vor dem Werk Mendelssohns nicht Halt gemacht hat:

Mendelssohn lebte von 1809 – 1847.

Nach seinem Tod wurde er zum Ziel antisemitischer Propaganda. Den Beginn machte Richard Wagner, der auch von Mendelssohns Kompositionen beeinflusst wurde, mit seinem Pamphlet „Das Judenthum in der Musik“, das 1850, drei Jahre nach Mendelssohns Tod, zunächst unter einem Pseudonym und dann erweitert 1869 unter seinem Namen erschien. Zum Zeitpunkt der zweiten Veröffentlichung war Wagner bereits ein einflussreicher Komponist, und er „schädigte Mendelssohns Ruf nachhaltig“: Seine Auffassung trug zur Geringachtung des Werkes von Mendelssohn Bartholdy in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei.

Nach der Machtübernahme des NS-Regimes im Jahr 1933 wurden die Werke Mendelssohns kaum noch gespielt. Ein offizielles Verbot existierte zwar nicht, die antisemitische Kampagne der Reichsmusikkammer veranlasste aber die meisten Musiker dazu, die Aufführung jüdischer Komponisten von sich aus zu unterlassen, und führte folglich auch zu einer gezielten Ausgrenzung von Mendelssohns Musik.

Dem gegenüber steht die große Würdigung seines Werkes bis in die heutige Zeit.

Es stimmt, was Ernst Wolff schon 1905 schrieb: „Felix Mendelssohn kann als einer der ersten in diesem Sinne modernen Meister der Tonkunst gelten. Wie er ihre Entwicklung durch seine Tätigkeit als schaffender und ausübender Künstler mächtig gefördert hat, ist längst von der Musikgeschichte gewürdigt.“

Hören Sie selbst zu und machen sich ein eigenes Bild.

(Zitate aus Wikipedia)

Ihre Pfarrerin Ulrike Veermann

(Foto: J. Gerhardt)

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